Eine Stärkenkultur etablieren

Insights und Praxistipps für innovative HR-Profis

Adrien
Know How
Für HR Profis und andere Kulturgestalter*innen
Dez 2024

Wie wäre es, wenn Mitarbeitende und Führungspersonen nicht mehr an ihren Schwächen scheitern, sondern durch ihre Stärken aufblühen? Du kannst als HR Leader oder Business Partner genau diesen Unterschied machen.

Hintergrundwissen zu Stärken

Warum auf Stärken fokussieren?

Erfolg entsteht, wenn Menschen das tun, was ihnen liegt und ihnen Energie gibt. Mitarbeitende, die ihre Stärken kennen und einsetzen, sind:

  • produktiver und erzielen bessere Ergebnisse,
  • zufriedener und weniger gestresst,
  • engagierter, weil sie sich in ihrem Element fühlen.

Die Herausforderung? Viele Organisationen fokussieren sich auf Schwächen. Weil es einfach ein Reflex ist. Oder weil Kompetenzmodell. Regelmässige Fragen wie „Wie kannst du deine Kommunikationsfähigkeiten verbessern?“ lenken den Blick auf Defizite. Natürlich gibt es Schwächen, die nicht ignoriert werden können. Aber Hand aufs Herz: Wie oft bringen solche Diskussionen echte Veränderung?

Der Fokus auf Stärken hingegen sorgt dafür, dass Menschen nicht nur besser performen, sondern auch motivierter bleiben. Schwächen kannst du mit viel Aufwand auf ein akzeptables Niveau bringen – Stärken hingegen kannst du mit Leichtigkeit zu einer echten Differenzierungsquelle machen.

Was ist eine Stärke – und was nicht?

Eine Stärke:

  • Ist etwas, das man natürlich gut kann und Ergebnisse bringt.
  • Gibt einem Energie.

Was keine Stärke ist:

  • Ergebnis ohne Energie: Zum Beispiel jemand, der exzellente Analysen erstellt, dabei aber zunehmend die Motivation verloren hat.
  • Energie ohne Ergebnis: Zum Beispiel Mitarbeitende, die begeistert brainstormen, ohne dabei auf umsetzbare Ideen zu kommen.

Abgrenzung zu anderen Begriffen:

  • Talent: Ein angeborenes Potenzial, das noch geschärft werden muss.
  • Kompetenz: Eine erlernte Fähigkeit, die nicht unbedingt Energie gibt.
  • Passion: Etwas, das Energie gibt, aber nicht unbedingt Ergebnisse liefert.

Stärke = (Talent + Übung) + Passion

Was bringt ein Stärkentest für deine Organisation?

Ein fundierter Stärkentest hilft nicht nur Einzelpersonen, sondern stärkt auch Teams und die Führungskultur.

Er liefert:

  1. Top-Stärken: Fähigkeiten, die Menschen antreiben und mit denen sie ihre beste Leistung bringen.
  2. Mittlere Stärken: Potenziale, die bei Bedarf und Interesse noch mehr genutzt werden können.
  3. Tiefe Stärken: Fähigkeiten, die Anstrengung kosten und selten genutzt werden sollten.

Für dich als HR Profi ist dies ein wertvolles Werkzeug: Du kannst Mitarbeitende besser verstehen, individuelle Entwicklungspläne bereichern und Teams gezielt begleiten.

So hilfst du Mitarbeitenden, ihre Stärken zu nutzen

1. Fokus auf die Top-Stärken

Unterstütze Mitarbeitende, ihre Top-Stärken gezielt einzusetzen. Diese sind ihre grösste Energiequelle und der wichtigste Hebel für Performance.

Fragen, die du stellen kannst:

  • Welche Stärken bringst du aktuell aktiv ein?
  • Gibt es Situationen, in denen du diese Stärken mehr nutzen könntest?
  • Wie ergänzen sich deine Stärken in der Zusammenarbeit mit anderen?

💡 Tipp

Lade die Führungsperson ein, ihre Top-Stärken im Team bewusst sichtbar zu machen. Das schafft einen Safe Space.

2. Potenziale in Mittleren Stärken entwickeln

Mittlere Stärken bieten oft ungenutzte Möglichkeiten. Hier geht es darum, diese Fähigkeiten zu erkennen und gezielt zu fördern.

Fragen, die du stellen kannst:

  • Welche dieser Stärken möchtest du verstärken oder bewusster einsetzen?
  • Gibt es ein aktuelles Projekt, in dem du diese Stärken ausprobieren kannst?
  • Welche dieser Stärken könntest du gezielt mit deinen Top-Stärken kombinieren?

💡 Tipp

Entwickelt individuelle Entwicklungspläne, die nicht auf Schwächen, sondern vor allem auf mittlere Stärken eingehen.

3. Tiefe Stärken pragmatisch managen

Tiefe Stärken sind keine Energiequelle – sie kosten eher Energie. Dennoch gibt es Situationen, in denen sie notwendig sind.

Fragen, die du stellen kannst:

  • Welche dieser Stärken sind aktuell nicht relevant?
  • Welche Aufgaben kannst du delegieren oder anders lösen?
  • Gibt es Situationen, in denen du diese Stärken gezielt auf ein Minimum entwickeln möchtest?

💡 Tipp

Akzeptiert, dass nicht alles perfekt sein muss – und findet Wege, wie die Person Schwächen durch Teamarbeit ausgleichen kannst.

4. Stärken clever kombinieren

Die besten Ergebnisse entstehen, wenn Stärken aus unterschiedlichen Kategorien und von verschiedenen Menschen zusammenspielen.

Beispiele für Kombinationen:

  • Eine konzeptionelle Stärke wie Analyse kombiniert mit Umsetzungsstärken wie Höchstleistung.
  • Kommunikationsstärken wie Überzeugen kombiniert mit Beziehungsstärken wie Einfühlungsvermögen.

💡 Tipp

Unterstütze Teams dabei, ihre Stärken gezielt miteinander zu kombinieren, um Synergien zu schaffen. Im wyrd Team-Stärken-Report siehst du die Kombinationen auf einen Blick.

5. Realistische Schwerpunkte setzen

Niemand kann in allem glänzen – und das ist auch gut so. Dein Ziel sollte es sein, die Mitarbeitenden auf ihre Top-Stärken zu lenken und nur vereinzelt auf relevante Schwächen aufmerksam zu machen.

💡 Faustregel:

  • 70 % der Energie auf Stärken.
  • 30 % der Energie auf Entwicklungspotenziale und notwendige Schwächen.

Fazit: Fördere eine Stärkenkultur

Mitarbeitende, die ihre Stärken kennen und einsetzen, leisten mehr, sind motivierter und arbeiten nachhaltiger.

Deine Rolle als HR Business Partner:

  1. Unterstütze Führungspersonen dabei, den Fokus auf Stärken zu lenken.
  2. Fördere die Entwicklung ungenutzter Potenziale.
  3. Hilf Teams, Stärken miteinander zu kombinieren und so Schwächen auszugleichen.

Stärken sind nicht nur ein Werkzeug für persönliche Entwicklung – sie sind ein Schlüssel für leistungsstarke, engagierte Teams und Organisationen.